Die GUT (Gemeinschaft Unabhängiger Tönisvorster e.V.) spricht sich gegen die geplante Wohnbebauung in Sankt Tönis zwischen Fliethgraben und Roßstraße aus. Diese wird Thema im kommenden Planungsausschuss der Stadt Tönisvorst am 13.06.2023 sein.
Das Projekt eines überregional bekannten Investors und Bauunternehmers vom Niederrhein würde zu einer erheblichen Zunahme des Verkehrsaufkommens führen. Mit fast 900 zusätzlichen Fahrzeugbewegungen, bei konservativer Rechnung, ist dies allein für die mittlere Zufahrt des Fliethgrabens und seine Umgebung unzumutbar.
Die Verkehrsprobleme auf der Schelthofer Straße und im Kreuzungsbereich mit Friedrichstraße und Fliethgraben sind heute schon inakzeptabel und weitere Schwierigkeiten und Unfallgefahren an diesem Schulweg nicht absehbar. Die geplante Errichtung von ca. 80 weiteren Wohneinheiten in mehrgeschossiger Bauweise, hinter dem Wohnbestand aus den 1990er Jahren am Fliethgraben, würde die Situation weiter verschärfen.
Der stellvertretende GUT Fraktionssprecher Philipp Janßen mahnt, nicht den gleichen Fehler, wie bei der Anbindung und Erschließung des Baugebietes Vorst-Nord und schon vor ca. 30 Jahren an der alten Weberei in Sankt Tönis zu machen: In beiden Fällen sorgt nur eine Zufahrt für regelmäßige Verkehrsbehinderungen und ernsthafte Probleme für Feuerwehr und Rettungsdienst.
Die Planung von massiven Mehrfamilienhäusern und zahlreichen Doppelhaushälften am Fliethgraben wirft zudem berechtigte Fragen zum Lärmschutz für potenzielle neue Eigentümerinnen und Eigentümer auf. Die ständig steigende Lärmbelastung durch den Verkehr auf der nahen Düsseldorfer Straße in den letzten 20 Jahren ist bereits für die heutigen Anwohner spürbar und besorgniserregend.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Baustoffdeponie in unmittelbarer Nähe des geplanten Wohngebiets. Die potenziellen Auswirkungen durch Lärm, Staub und Lieferverkehr dieser Deponie auf die Gesundheit der zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner müssten dringend berücksichtigt werden.
Die GUT setzt sich für eine nachhaltige Stadtentwicklung ein, die den Schutz der Natur, die Verkehrssicherheit und die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger gewährleistet.
Wir appellieren an die Verantwortlichen, die Pläne zur Wohnbebauung zwischen Fliethgraben und Roßstraße zu überdenken und alternative Lösungen in Betracht zu ziehen, die den genannten Bedenken gerecht werden. Ein verkehrlicher Anschluss an die Düsseldorfer Straße mit Abbiege- und Einfädelungsspuren und einer Brücke oder Unterführung, wäre eine solche Lösung. Diese könnte auch die – politisch breit geforderte – Radwegequerung dieser vielbefahrenen Umgehungsstraße beinhalten.
Daneben weisen wir auf die bereits bestehende schlechte Nahverkehrssituation in diesem Teil der Stadt hin, die sich durch die geplante Wohnbebauung noch weiter verschärfen könnte. Eine umfassende Infrastrukturplanung unter Berücksichtigung des öffentlichen Nahverkehrs ist von großer Bedeutung, um die Mobilität und Lebensqualität der zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner zu gewährleisten und die Probleme beim Klimaschutz in Tönisvorst nicht weiter anzuheizen.
Es ist wichtig, dass bei der Entscheidungsfindung für dieses Bauprojekt kommerzielle Interessen Dritter nicht über dem Bedarf an gefördertem Wohnraum stehen. Eine ausgewogene und verantwortungsvolle Stadtentwicklung sollte Vorrang haben.
Des Weiteren stellt sich die Frage, was mit den anderen landwirtschaftlichen Flächen rund um das geplante Wohngebiet geschehen wird. Die Erhaltung dieser Bereiche ist von großer Bedeutung für die Landwirtschaft und die Aufrechterhaltung einer gesunden Umwelt. Das Gebiet zwischen Fliethgraben, Roßstraße und Düsseldorfer Straße ist zur Naherholung beliebt bei Fußgängern, Radfahrern und das nahegelegene Hofcafé bislang ein gefragtes Ausflugsziel.
Die GUT spricht sich deutlich für eine sorgfältige Abwägung der verschiedenen Faktoren aus und appelliert an die Verantwortlichen, die Bedenken und möglichen Risiken im Zusammenhang mit der geplanten Wohnbebauung zwischen Fliethgraben und Roßstraße ernsthaft zu berücksichtigen.